Freie Pädagogische Initiative für eine Neue Lernkultur

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Nachtrag 2017: Sie können den vollständigen Original-Text (aus 1996) als PDF-Datei ("eBuch") kostenlos herabladen: Spannungsfeld Schule. Bedenken Sie bitte, dass zu jener Zeit noch "die alte deutsche Rechtschreibung" galt!


Schule im Spannungsfeld
zwischen Machtmißbrauch und Lernkultur

von Helmut W. Karl

Im Bewußtsein der Menschen ist Schule etwas, was mit Kindheit und Unausweichlichkeit zu tun hat. Manche denken in guter Erinnerung zurück, viele sind eher froh, ihr entwachsen zu sein. Friedrich Torberg ist beileibe nicht der einzige namhafte Schriftsteller, der uns mit seinem "Schüler Gerber" menschliches Schicksal in und um Schule erleben läßt.

Die Geschichte der Schule geht über 2000 Jahre zurück; im antiken Griechenland hatte die Schule die zentrale Aufgabe, den Bürger zu öffentlichen Aufgaben im Staat zu befähigen. Über die Jahrhunderte ist ihr - angeblich - diese Aufgabe geblieben. Zumindest bestimmen die Schulgesetze der verschiedenen Staaten es so.

Im Auftrag des Volkes

Die österreichische Verfassung zum Beispiel verpflichtet den Staat, Schulen für die Bildung der Jugend bereitzustellen und zu erhalten. Das "Schulorganisationsgesetz" von 1962 bestimmt zum Beispiel (gekürzt):

"Die Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen."

Für einen großen Teil der Bürger klingt dieser Gesetzesauftrag geradezu wie Hohn angesichts dessen, was sie an täglicher Schulpraxis erleben.

Nach einer im Frühjahr 1994 veröffentlichten Untersuchung der Arbeiterkammer geben Österreichs Eltern jährlich etwa 1 Mrd. ÖS (140 Mio. DM) für Nachhilfe aus. In Anbetracht der Gesamtschülerzahl von etwa 1,2 Mio ergibt dies den stattlichen Betrag von 1000 ÖS je Schüler und Jahr. Tatsächlich konsumiert jeder dritte Schüler Nachhilfe in irgend einer Form, manche Eltern geben bis zu 20.000 ÖS jährlich aus. Nach Schätzungen informierter Kreise wurden 1997 auf diesem Markt nahezu 1,6 Mrd ÖS umgesetzt.

Auf jährlich etwa 30.000 Maturanten (Abiturienten) einer Allgemeinbildenden Höheren Schule (AHS, d.i. Gymnasium) einschließlich Berufsbildender Schulen kommen 24.000 Laufbahn-Springer: Von 75.000 Volksschülern, die ins Gymnasium wechseln, schafft nur knapp ein Drittel das gewählte Bildungsziel. Doch auch diesen 25.000 wird von den Hochschulen in immer höherem Maße Unreife bescheinigt. Die Universitäten mußten eigene Kurse einrichten, um das nachzuholen, was die Schule verabsäumte: "Die Jugend zum selbsttätigen Wissenserwerb zu erziehen."
(Zahlen aus der offiziellen österr. Schulstatistik 1992 ermittelt.)

Als sich diese Entwicklung Ende der Siebziger-Jahre abzuzeichnen begann, rang ein österreichischer Unterrichtsminister mit dem epochalen Ausspruch "das Schülermaterial wird immer schlechter!" nach Luft. Bringen moderne Eltern dümmere Kinder zur Welt? Sind Kinder unserer Zeit weniger lernbegierig?

Irrtum oder Ablenkung?

Kritiker argumentieren gewöhnlich, daß immer mehr moderne Eltern ihre Kinder so "schlecht" erziehen, daß die Schule nichts mehr retten kann. Eltern nähmen sich nicht mehr die Zeit, sich den Kindern zu widmen. Eltern würden die Kinder an die Schule abschieben. Lehrer klagen darüber - oft zu Recht -, daß der Schule viel zu viele Aufgaben, vor allem Erziehungsaufgaben, übertragen würden. Von wem und weshalb?

Zweifellos stimmt es, daß vom durchschnittlichen Elternpaar unserer Zeit der eine oder andere Teil bedeutend weniger Zeit mit seinen Kindern verbringt als noch vor siebzig Jahren. Doch beklagt man hier einen Zustand, der mit Hilfe der Schule und durch die Schule geschaffen wurde: Jeder Elternteil ist selbst von der Schule "mit dem für das Leben und den Beruf nötigen Wissen und Können ausgestattet" worden. Eltern leben so, wie sie es als Kind gelernt haben.

Wer mag Interesse daran haben, daß die Menschen weniger gute Eltern sind? Wurde vielleicht eine gute Absicht mißverstanden? Oder wurde vielleicht die Schule für fremde Zwecke mißbraucht?

Schule und Schüler

Ein "Schüler" ist der sprachlichen Wurzel nach ein Individuum, das Interesse an der Kultur seiner Vorfahren und an seiner eigenen Weiterentwicklung hat. Das tägliche Erlebnis läßt davon aber gar nichts mehr erkennen; es scheint, daß buchstäblich jedem Schüler die Kultur eingetrichtert werden muß, von sich aus bliebe er ungebildet, ungehobelt, Wilder eben.

"Schule" gab es schon bei den antiken Griechen, als "schole"; dieser Begriff hat als Wortwurzel die Bedeutung "die Muße, in der Arbeit innehalten". Man ging also zur Schule, wenn die Arbeit einem Zeit ließ, um sich in Gebieten wie Rhetorik, Astronomie, Geometrie - in den "freien Künsten" - zu bilden. "Schüler" ist demnach zuerst nicht jemand, der eine "Schule" besucht, sondern "jemand, der in der Arbeit innehält", um sich zu bilden, um zu forschen und Kenntnisse zu erlangen.

Danach ist die "Schule" ein Ort, der seinen Namen von den Menschen hat, die sich dort zusammenfinden: Schüler sind also Menschen, die nach Wissen, Erkenntnis und geistigem Wachstum, nach Weisheit streben. Daß dieses Streben bei nahezu jedem Sechsjährigen noch durchaus intakt und aktiv ist, bestätigen acht von zehn Eltern. Den 14-Jährigen fehlt dieses Streben bereits in der Mehrzahl - sie müssen "zum Lernen gezwungen" werden.

Wie konnte aus der ursprünglichen Auffassung von Schule das werden, was heutzutage unseren Kindern angetan wird? Ein Ort, wo Gewalt, Niedertracht und Konkurrenz herrschen? Ein Ort, dem größten Teils die Liebe zum Wissen, zum Forschen und zur Erkenntnis fehlt? Ein Ort, an dem selbst die Liebe der Menschen untereinander keine Chance mehr hat?

These 1: Die moderne Schule versagt, weil sie dem Bürger nicht gibt, was sie ihm verspricht und was er von ihr erwartet. Statt dessen bevormundet sie ihn und formt ihn für ein Leben, das nicht ihm selbst dient, sondern anderen, anonym bleibenden Kräften. (Der Vorwurf, "die Forderungen der Wirtschaft" seien dafür verantwortlich, erweist sich als reines Ablenkungsmanöver.)

Dies ist der Anfang der Broschüre "Spannungsfeld Schule", in der Hintergründe und Zusammenhänge aus Sicht der Entwicklung der modernen Schule und der sie gestaltenden Gesetze beleuchtet wird. Es wurden eine ganze Reihe äußerst überraschender Tatsachen ans Licht gebracht - Tatsachen, die klare Lösungen für die Krise versprechen, in der die österreichische Schule sich befindet. Würden diese Dinge beachtet, müßte kein Kind mehr an der Schule leiden!

Weitere einschlägige Informationen finden Sie Weblog bei http://www.lernkultur.com

(Hinweis: Bestellressource entfernt!) Bestellung und Lieferung: Lieferung erfolgt mit Rechnung und Erlagschein als Briefpost (öS 20,- Versandkostenanteil) innerhalb 24 Stunden nach Eingang der elektronischen Bestellung.

Nachtrag 2017: Sie können den vollständigen Original-Text (aus 1996) als PDF-Datei ("eBuch") kostenlos herabladen: Spannungsfeld Schule. Bedenken Sie bitte, dass zu jener Zeit noch "die alte deutsche Rechtschreibung" galt!

 

Viel Freude und wunderbare Erfolgen durch Lernen wünscht Ihnen Ihr Helmut W. Karl!

Copyright © Helmut W. Karl 1988, 1998, 2017 (Originaltext aus 1988 im erneuertem Seitenlayout.)


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Impressum: Helmut W. Karl


Document created by Helmut W. Karl 21AUG96, last update 23Mär2017.